Elon Musks SpaceX hat mit seinem Starlink-Projekt das Ziel, weltweit erschwingliches und schnelles Internet über Satelliten bereitzustellen. Doch diese Mega-Konstellation von Satelliten stellt nicht nur eine technologische Innovation dar, sondern bringt auch erhebliche Probleme mit sich – insbesondere für die Radioastronomie. Wie spiegel.de berichtet, beeinträchtigt die wachsende Zahl der Starlink-Satelliten die Arbeit von Forschenden, die auf extrem schwache Signale aus den Tiefen des Universums angewiesen sind.
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Das Problem der Störstrahlung
In der Radioastronomie geht es darum, die schwächsten Signale aus dem Weltraum zu erfassen, um Phänomene wie die Epoche der Re-Ionisation, die etwa eine Milliarde Jahre nach dem Urknall stattfand, besser zu verstehen. Diese Signale, die über Radiowellen aufgefangen werden, liefern wertvolle Informationen über die Entstehung und Struktur des Universums.
Doch genau hier liegt das Problem: Die Starlink-Satelliten senden nicht nur die für die Internetverbindung notwendigen Funkwellen aus, sondern auch unerwünschte elektromagnetische Strahlung. Diese überlagert die schwachen Signale aus dem All, die Radioteleskope wie das Lofar-Netzwerk in Europa aufzeichnen. Eine Studie zeigt, dass einige der Signale der Satelliten bis zu zehn Millionen Mal stärker sind als die gewünschten Signale aus dem Kosmos. Besonders kritisch ist dabei die neueste Generation der Starlink-Satelliten, deren Störstrahlung deutlich stärker ist als bei den Vorgängermodellen.
Die Auswirkungen auf die Wissenschaft
Astronomen wie Cees Bassa vom Niederländischen Institut für Radioastronomie schlagen Alarm. In einem Interview mit dem SPIEGEL erklärt er, dass die Störungen so gravierend sind, dass bestimmte wissenschaftliche Ziele möglicherweise nicht mehr erreicht werden können. Statt der kosmischen Signale messen die Teleskope nur noch die Strahlung der Satelliten, was die Erforschung grundlegender Phänomene im Universum massiv behindert.
Das größte Problem dabei ist, dass die unerwünschte Strahlung nicht einfach abgeschaltet werden kann. Sie stammt vermutlich aus den internen Bauteilen der Satelliten, in denen elektrische Energie umgewandelt wird. Das bedeutet, dass die Satelliten bereits im Orbit sind und sich die Störquelle nur bei zukünftigen Modellen durch technische Anpassungen beheben ließe.
Forderung nach Regulierungen
Während SpaceX auf Beschwerden aus der optischen Astronomie reagiert und die Helligkeit der Satelliten reduziert hat, um den Nachthimmel weniger zu stören, hat sich die Situation in der Radioastronomie eher verschlechtert. Astronomen wie Heino Falcke von der Radboud University fordern daher internationale Regulierungen. Sie argumentieren, dass die wachsende Nutzung des erdnahen Raums durch Unternehmen wie SpaceX nicht ohne globale Absprachen erfolgen darf.
Falcke, der 2019 das erste Bild eines schwarzen Lochs veröffentlichte, betont, dass die massive Zunahme von Satelliten nicht nur die Astronomie betrifft. Es droht auch die Gefahr von Kollisionen im Orbit, die Trümmerwolken erzeugen und das Risiko weiterer Zusammenstöße erhöhen könnten. Diese sogenannten Mega-Konstellationen aus Tausenden von Satelliten könnten langfristig das gesamte wissenschaftliche und technologische Umfeld in der erdnahen Umlaufbahn beeinträchtigen.
Blick in die Zukunft
Aktuell betreibt SpaceX bereits über 6.300 Starlink-Satelliten, und jede Woche kommen etwa 40 weitere hinzu. Das Netzwerk soll zukünftig bis zu 40.000 Satelliten umfassen. Während dies aus technologischer Sicht beeindruckend ist, stellt es für die Wissenschaft eine enorme Herausforderung dar. Wissenschaftler wie Bassa hoffen darauf, dass zukünftige Satellitenmodelle weniger Störstrahlung abgeben und dass internationale Absprachen getroffen werden, um die Auswirkungen auf die Forschung zu minimieren.
Ohne klare Regulierungen könnte der erdnahe Raum zunehmend unkontrollierbar werden – mit Folgen nicht nur für die Astronomie, sondern möglicherweise auch für den globalen Informationsaustausch und die militärische Sicherheit.
Fazit
Elon Musks Starlink-Projekt revolutioniert das Internet, aber auf Kosten der wissenschaftlichen Forschung. Die unerwünschten Strahlungen der Satelliten überlagern wichtige Radiosignale aus dem All, was die Arbeit von Astronomen massiv behindert. Internationale Regulierungen sind dringend notwendig, um sicherzustellen, dass der erdnahe Raum nicht weiter durch Satellitenkonstellationen belastet wird. Die Wissenschaftler können sich nicht allein auf die Versprechen von Milliardären verlassen, sondern brauchen konkrete Maßnahmen, um das Problem zu lösen.